"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Sa, 28.9.2002

 

 


So ein Kaputter vor "The Alamo"

 

 


Wieder "The Alamo"
diesmal mit mir hinter der Linse

 

 


Emily Morgan Hotel,
nebst den Long Barracks der Alamo

 

 


Tower of the Americas von unten

 

 


...und von oben

Hiess es vor ein paar Tagen noch, Isidore, der Hurricane, der bereits Mexiko heimsuchte, hätte Ambitionen, auch mal in Texas "guten Tach" zu sagen, wurde Anfang der Woche doch klar - Entwarnung. Isidore hatte sich kurzfristig überlegt, doch lieber etwas weiter östlich - so Höhe New Orleans - an Land zu gehen und Houston zu verschonen. Gut so, hatte man mich doch schon mal seelisch darauf vorbereitet, dass es schon mal passieren könnte, dass man evakuiert wird. Keine schlechte Idee, wenn ich mir so meine Behausung in Cougar Place anschaue. Einmal Isidore und die Pappbauten würden wohl in Ehrfurcht in sich zusammenfallen.

Aber so gab es zunächst nur einige Regentropfen und dann tagelang bestes Wetter. Zeit für einen Ausflug. Wann, wenn nicht dieses Wochenende? Für Samstag/Sonntag wurde San Antonio als Ziel auserkoren. Da ich die Nacht von Freitag aus mit Hausarbeiten, Telefonat und TV gleich durchgemacht hatte, hatte ich logischerweise auch keine Probleme damit, am Samstagmorgen gleich den ersten Greyhound-Bus anzusteuern.

Nach einem ausgiebigen Frühstück (wann hab ich das hier schon?), begab ich mich mit kleinem Gepäck vor die Tür und nahm meine Warteposition an der Haltestelle der hiesigen Busgesellschaft ein. Diese sollte mich sicher zur Greyhound-Station geleiten. Sollte.

Während ich da so wartete - etwa um 7 Uhr herum - registrierte ich gegenüber beim Stadion Volksfeststimmung. Laute Musik. Menschen. Machen die das immer morgens um die Zeit? Keine Ahnung. Ein, zwei Autos fuhren vorbei. Aber... kein Bus! Langsam wurde ich etwas unruhig, denn weder "mein" Bus, noch irgendein anderer gab sich die Ehre. Aufgrund eines in Gegenrichtung rauschenden Polizeiwagens mit angeschalteter Sirene wurde mein Blick nach links gerichtet. Was spielte sich da in weiter Ferne ab? Etwas näher herangehen, Blick schärfen.... eine Strassensperre!!!

Ja Jesus, wie soll da ein Bus durchkommen?? Mir wurde klar, hier wurde wohl der Verkehr für die besagte Veranstaltung umgelegt. Die müssen ja noch grosses auf der Strasse vorhaben. Glaubt nicht, dass das irgendwo mit Aushängen an der Haltestelle bekannt gemacht worden war. Nee! Würd ja den Spass verderben. Also, Tasche in der Hand schlappte ich zunächst in Fuss Richtung Downtown.

Nach vier oder fünf Haltestellen traf ich einen Cop, verkehrsregelnder Weise. Da dachte ich so bei mir, frag den mal. "Der Bus? Nee, der müsste hier normal langfahren". Freundlich wies ich darauf hin, dass am Ende der Strasse eine Sperre postiert sei. "Der fährt trotzdem"... Pause.... dann räumte der Mann mit der Kelle ein, dass er allerdings seit er hier ist, noch keinen Bus gesehen hat. Eben...

Blick auf die Uhr! Grummelnd zog ich weiter (und das war diesmal wirklich ich der grummelte, nicht mein Magen). Ich war kurz davor "SA", so die offizielle Kurzform meines Reiseziels, abzuschreiben und endlich den schon so lange schwer erarbeiteten und verdienten grossen "An-Fingern-klebende-Scheisse"-Orden in buntmetall entgegenzunehmen, da hatte das Schicksal noch ein Einsehen. Nach fünf Haltestellen näherte sich ein Bus (natürlich aus Richtung einer Ersatzroute!) und brachte mich gerade noch in-time zu meinem Greyhound.

Wer hatte mich nun eigentlich in diese extrem zeitkritische Lage gebracht? Später erfuhr ich, dass es sich bei der Veranstaltung um einen Lauf gegen Brustkrebs gehandelt hat! Was es alles gibt. Bei uns laufen sie gegen Fremdenhass oder für den Weltfrieden, hier gegen Brustkrebs. Und der Verkehr liegt lahm.

Aber genug davon. Los geddas, die Sonne erhob sich langsam in ihrer vollen Pracht und beschenkte Texas reichlich mit ihren Strahlen. Jetzt aber rein in meinen Greyhound. Nach dem obligatorischen Sicherheitscheck (demnächst wird man auch gefilzt, wenn man daheim auf den Pott möchte) und man es sich gerade in seinem Sitz bequem gemacht hatte, Begrüssung durch den Busfahrer. Erstmal alle wichtigen Infos. "Rauchen ist im Bus nicht gestattet. Das ist Greyhound-Policy." Okay, das ist auch gut so. "Rauchen ist auch nicht im Restroom gestattet!! Das ist Greyhound-Policy" Ja, auch das macht Sinn. "Der Grund ist, dass Passagiere dadurch gestört wurden. Deswegen haben wir die Greyhound-Policy, dass..."

M'kay, Ihr erkennt schon, worauf ich hinaus will - das ging ewig so weiter. Nachdem also die Rauchbedingungen in biblischem Umfang geklärt waren und man sich gerade in Dösstellung drehen wollte, drehte erstmal der Busfahrer - und zwar auf!

Wie sich herausstellte, war die Geschichte des Rauches nur der erste Psalm. Und bekanntlich gibt es mehr als einen. Nun wurden wir also freundlich davon unterrichtet, dass es sechs fehlgeschlagene "Hijacking"-Versuche gegeben hätte. [...] Pause. Und zwei erfolgreiche!! Afghanische Terroristen... deswegen haben wir jetzt die Greyhound-Policy....

Sehr beruhigend. Cooler Typ! Ich stell mir so vor, dass man nach Betreten eines Flugzeuges auch erstmal über jährliche Absturzstatistiken aufgeklärt werden sollte. Seeehr geiler Typ. Zum Glück gibt es ja aber die Policy.

Weiter ging's mit so tollen Themen, wie, warum er im Falle eines Staus nicht auf den Standstreifen fahren kann und ähnlichem. Gott sei's gedankt hörte unser Kutscher dann kurz vor SA mit seiner Predigt auf. Noch 5 Minuten länger und ich wäre wirklich vor Lachen zusammengebrochen.

Angekommen in San Antonio bin ich also schon einmal. Wie es da so ausschaut und wie es mir gefallen hat, lesen Sie im nächsten Tagebucheintrag. Wenn es wieder heisst: "Notizen eines US-Novizen"...

Monte Miersch

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