"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Do, 15.8.2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der New Yorker an sich scheint zufrieden zu sein, wenn er eine Stars&Stripes-Flagge sein eigen nennt und regen Gebrauch von seiner Autohupe machen kann. Völlig egal scheint ihm hingegen jegliche Form der Ausschilderung und der Organisation zu sein. Dies sollte sich vor allem bei meiner Abreise unter Beweis stellen.

Nachdem ich am Vorabend schon zwischen den Turm des WTC hindurchgeflogen war (innerhalb der Skyride-Show im Empire State Building... schon erstaunlich, dass sie DAS nicht mal geändert haben), machte ich mich über 2 Stunden vor geplantem Abflug nach Houston via Dallas auf den Weg zum JFK. Wer hätte gedacht, dass diese Zeit nicht reichen würde...

Dank einiger Transportwidrigkeiten und einer definitiven Fehlinformation landete ich erst mal an der falschen Stelle. Meine Hoffnung, dann eben schnell ein Cab zu ergattern, verflüchtigte sich... kein Taxi weit und breit, keine Telefonnummer und mein Akku kam ohnehin gerade schon wieder den Geist auf (obwohl ich mein Handy natürlich kaum benutzt hatte, aber hey - so sind sie halt die kleinen mobilen Quälgeister nach Bosch-Bauart). Also doch wieder zurück. Die Zeit rannte davon. Unaufhörlich. Und war ich vor meinem Abflug aus deutschen Landen noch die Ruhe selbst (vermutlich aus Gründen akuter Müdigkeit), stieg nun mein Puls in Höhen, in denen jeder Messer schlapp gemacht hätte.

In dem Zusammenhang kann ich übrigens konstatieren, dass Bumblebee-Taschen optisch eine feine Sache sind, aber von der Belastbarkeit schlecht verarbeitet. Bei meinen Zwischenspurts zum Flughafen machte sie schlapp... aber dies nur am Rande.

Wir erinnern uns... mein Gepäck befand sich zu allem Überfluss nicht im Abflugterminal. Und wer den Flughafen hier kennt, weiss, dass dies ganz schöne Wege nach sich ziehen kann. Nach Abholung meiner Klamotten nahm ich dann meine Füsse in die Hand, auf zum Delta-Terminal. Das ganze natürlich wieder bei um die 30 Grad. Als ich dann eine Viertelstunde vor Abflug den Check-In erreichte hörte ich mein Herz schon gar nicht mehr schlagen. Aber: vergebliche Mühe. Am Gate meldete sich niemand mehr... Der Flug nach Dallas-Fort Worth hatte seinen wichtigsten Gast vergessen...

Und einmal mehr erwies sich der Flughafen als organisatorische Katastrophe, wie ein Ping-Pong-Ball schleuderte ich zwischen den Terminals und hundertunddrölf Gates und Schaltern. Kurzzeitig wär ich sogar fast mit meinem Taschenmesser im Gepäck in den Sicherheitsbereich bekommen, dann überlegten sie sich aber doch, dass ich da nur mit Eskorte reindürfte. Nach über zweistündigem Anstehen beim Delta Ticketing Counter (da ist's auch kein Wunder, wenn man Flüge verpasst) die Info, dass ich jetzt zum Flughafen La Guardia muss, um überhaupt noch was zu reissen; und - ich habe natürlich nicht mehr viel Zeit.

Ab ins Taxi. Kam ich doch noch schön zur Ehre im Cab durch die Gegend zu gondeln. Der Taxifahrer war sehr nett und konnte doch etwas beruhigend auf mich einwirken. Das lag vielleicht auch vielmehr an der Tatsache, dass wir wirklich schnell durch den Verkehr kamen. La Guardia - von hier aus sollte ich statt Dallas einen Flug nach Atlanta nehmen. Und was passiert? Wieder Queueing vom feinsten... als ich dann das zweite mal einer Delta-Angestellten, die durch die Reihen lief, mein Leid klagte, weil meine Zeit schon wieder unerbittlich davonrannte, hatte meine Warteleiden ein Ende. Ich wurde vorgezogen und im Hau-Ruck-Verfahren abgearbeitet, im Gegensatz zu vielen anderen bekam ich einen der Stand-By-Plätze für den Atlanta-Flug.

Alles wird gut. Dachte ich. Nach den üblichen Sicherheitschecks in 5-Minuten-Abständen (und diesmal einem Bonus-"random security check" für mich bei Betreten des Flugzeuges - zur Abwechslung) und ohnehin einer 30-minütigen Verspätung, sassen wir gemütlich ewig und drei Tage im Flugzeug, wartend auf die Starterlaubnis. Die gab's natürlich nicht. Nach 90 Minuten, dann die Info, "thunderstorm", böses Wetter, keiner darf hoch, ausserdem sind eh 30 Flieger vor uns dran. Sollte ich nicht noch einen Anschlussflug nach Houston bekommen!?

So recht mochte den Ausführungen wohl niemand glauben. Mein Sitznachbar murmelte nur etwas von "usual Delta-Bullshit" und klagte seinem Telefongegenüber "it's a horror-show". Ja, das war es wohl. Delta versuchte uns daher mit einem lustigen Entertainment-Programm zu unterhalten. Z.B. mit einer TV-Sendung über Gewürzbauer in Massachusetts. Genial! Da zog ich dann doch das Audioprogramm vor. Das lief dann allerdings in der falschen Abspielgeschwindigkeit und schliesslich vorübergehend gar nicht mehr. Das TV auch nicht, dafür gab's dann über die Monitore die Sicherheitsanweisungen auf spanisch. Zum zweiten mal. Geiler Laden.... :-)

Auf die Idee, mit Getränken zu besänftigen, kam man nicht. Dann nach 2 Stunden doch die Entwarnung, aufgrund des hervorragenden Einflusses von Delta hatten wir uns von Platz 30 auf 2 vorgearbeitet. Geile Typen. Los geht's.

Aufgrund des Sturmes, so wurde uns mitgeteilt, wurde der Airport in Atlanta dicht gemacht. Gute Chancen also die Anschlussflüge noch zu bekommen, denn die konnten ja auch nicht weg. Pustekuchen, nach einigen Runden über Atlanta bis zur Landeerlaubnis, war natürlich auch mein letztmöglicher "connecting flight" weg. Grütze! Auf zum Delta-Ticketing. Nach erneutem über einstündigem "Beine-in-den-Bauch-stehen-macht-richtig-dolle-Spass" ging's dann um 2 Uhr schön gediegen ins nahegelegene Sheraton (mit dem Wissen, dass in Houston das Hilton-Zimmer auf mich gewartet hätte... mal sehen, ob ich mir die Kohle von Delta wiederholen kann). Da konnte ich dann in Ruhe verarbeiten, dass ich in New York bereits meinen ersten Sonnebrand eingeholt hatte. War eigentlich erst für das südliche Texas vorgesehen.

Monte Miersch

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