Flashback - Ein Rückblick auf ein WI-Studium

ein Artikel aus der VIP! 28, S.30-32
Erscheinungsdatum: Juni 2001

 


Mensairgendwas: Konsistenz ähnlich dem eines Nahrungsmittels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


FH-Foyer: Jahrtausendalte keltische Fluppengräber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Vorlesung: Akademisch korrektes Auftreten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Lernen: Bedingungslos bis zum erfolgreichen Studienabschluss

"Die Mensa im Wandel der Zeit", dies war Thema des Vortrages, den Henner Schönecke und meine Wenigkeit anlässlich der jüngsten Verleihung von Diplomurkunden zum Besten gaben. Da die Diplomverleihung mehr oder weniger den Schlusspunkt des Studentenlebens markiert, will ich daher dieses Thema nochmals aufgreifen, um meinen ganz persönlichen Studienrückblick zu bieten.

Wie fing alles an? Im Herbst 1996 verschlug es mich nach Lüneburg an die FH. Warum gerade Lüneburg? Nun, das weiß ich heute auch nicht mehr so genau. Sicherlich spielte vor allem die Nähe zu Hamburg eine Rolle, aber vor allem war es eine Bauch-Entscheidung. Soviel kann aber vorweggenommen werden, es war eine gute Entscheidung.

Wie fast jeder gemeine Student begann ich meine Laufbahn mit dem Grundstudium.

Das Grundstudium. Wodurch wurde es geprägt? Da ist natürlich in aller erster Linie die Mensa zu nennen. Nicht umsonst war sie zentraler Punkt des oben genannten Vortrages. Ich erinnere mich, vor gut vier bis fünf Jahren war an eine Fertigstellung des Neubaus des Fachbereiches AT, und der zentralen Verwaltung noch nicht zu denken. Daher wurde dem gewöhnlichen Esser die Nahrung in den Räumlichkeiten dargeboten, die uns heute als Volgershall-Altbau bekannt sind. Damit war das Essen in den ersten beiden Jahren meines Studiums geprägt durch lange Schlangen an der Essensausgabe. An bargeldlose Zahlung war noch nicht zu denken. Geprägt dadurch, dass die Grundstudiums-Veranstaltungen im GHS wenigstens 15 Minuten eher verlassen wurden, um noch einen der begehrten Plätze in eben jener besagten Schlange zu erhaschen. Die Zeit der Mensa im Altbau war vor allem durch Enge gekennzeichnet. So manches Essen war vor dem Auffinden eines Platzes bestimmt schon merklich abgekühlt.

Aber diese Raumnot der Mensa hatte auch ihre guten Seiten. Sie schuf Atmosphäre und damit schon fast ein familiäres Miteinander. Eine Tatsache, die vielen Studienanfängern den Einstieg erleichterte und als Stärke der FH NON ausgelegt werden durfte.

So nahm man es auch hin, dass Student nicht zwei Eis auf einmal als Komponenten zum Hauptgericht nehmen durfte und dass Student, Pfennige, mit denen er es gewagt hat zu bezahlen, beim nächsten mal auf jeden Fall als Wechselgeld wieder zurückbekam. Aber das war gleichgültig. Es hatte etwas, was heuer als Kultstatus bezeichnet wird.

Die Mensa ist selbstmurmelnd symbolisch zu sehen. Die Atmosphäre der FH, vor allem also im Grundstudium, entschädigte für so manche eher schmalbrüstige Vorlesung und schuf Raum für persönliche Entwicklungen, die oftmals mehr wert sein können als bloßes Fachwissen. Was nicht heißt, dass man dieses nicht braucht. Ich habe es ja bereits auch in vergangenen VIP!s immer mal wieder anklingen lassen, dass ich mit dem Niveau einiger Veranstaltungen nicht ganz einverstanden war. Gut, immer schön zu wissen, dass man ohne großen Aufwand seine guten Noten abholen kann, aber irgendwann kommt ja doch der Sprung ins kalte Wasser, sprich ins Berufsleben, da wünscht man sich dann schon das eine oder andere mal "ach hätten wir da doch mal was in der FH gemacht". Wie dem auch sei, dem theoretischem Vergleich mit einer Universität (an einer solchen Anstalt war ich zuvor auch schon mal kurzzeitig) muss man die FH auch aussetzen können - und da zieht "unsere" Institution einwandfrei den Kürzeren.

Besonders lobend möchte ich aber die Professoren hervorheben, die ihre Vorlesungen so manches Mal zu Edutainment-Veranstaltungen ausbauten. Fachwissen muss nicht immer nur staubtrocken vorgetragen werden. So wurde aus meiner Sicht zum Beispiel auch eher unspannende VWL-Materie durchaus interessant. Huth, Schmid und Piechota sind Beispiele für den Vorlesungsstil, den ich meine. Der Ehrenpreis des Grundstudiums hingegen gebührt aus meiner persönlichen Sicht Prof. Lindner. Wenngleich auch einiges in zu vielen Beispielen dargestellt wird, so ist der Einsatz, den Stoff auch dem letzten Studenten noch verständlich zu machen, vorbildlich.

Wie kommt es aber nun, dass keine Vertreter der reinen Informatik-Seite hier Erwähnung fanden? Ein Grund ist sicher: im Grundstudium gab es eigentlich keine.

Y-Modell. Einst als innovativ gepriesen, verkommt es immer mehr zum Schimpfwort. Das Y-Modell. Im Grundstudium sitzen BWLer und Wirtschaftsinformatiker brav nebeneinander, während sie im Hauptstudium brutal voneinander getrennt werden. Ein Aufbau, der von mir und den meisten anderen Vertretern der Spezies Wirtschaftsinformatiker im Verlaufe des Studiums als nicht sehr praktikabel empfunden wurde. Da ist die Kritik des Dozenten Lesshafft, es handele sich um zwei "halbe Studiengänge" nicht ganz von der Hand zu weisen. Zu sehr sind Grund- und Hauptstudium thematisch getrennt. So wurde vor allem das erste Praxissemester zur Farce. Wie soll die Praxis in Angriff genommen werden, wenn im Grundstudium nahezu keine informationstechnische Theorie vermittelt wurde?

Diesbezüglich ist ja nun Besserung in Sicht. Inhalte werden in der zukünftigen Prüfungsordnung mehr verteilt. Abzuwarten bleibt, ob es bei einem bloßen Verschieben von Vorlesungen (z.B. RABS ins Grundstudium, BWL auch im Hauptstudium) bleibt. Dies wäre nur eine halbherzige Lösung. Viel wichtiger ist, dass tatsächlich auch die klassischen Hauptstudiumsveranstaltungen der WI-Seite einen stärkeren BWL-Bezug erhalten. Ich denke da vor allem an die AW-Fächer (Anm. der Red.: AW ::= Anwendung in …), deren thematische Zuordnung, die sie ja eigentlich zu Teilbereichen der BWL haben sollten, war oftmals nur mit viel Mühe zu identifizieren.

Das Hauptstudium. Fast zeitgleich mit meinem Wechsel in selbiges, eröffnete der in bildschöne Grautöne getauchte Neubau seine Pforten und mit ihm die neue Mensa. Die neue Mensa brachte großzügig gestalteten Raum, aber auch Atmosphärenverlust mit sich. Die alte Mensa hingegen schien zunächst völlig auszubluten, konnte dann aber dank Kaffee-Ecke doch teilweise wieder reanimiert werden.

Wie macht die Mensa von heute aber Defizite wett? Klar, durch gescheites Marketing.

Sicher, da ließe sich noch einiges verbessern. So macht die Studentenkantine durch diese kleinen Aushänge, auf denen sich der akademische Gourmet über das Programm der Woche informieren kann, auf sich aufmerksam. Da gibt es studentenunfreundliche Öffnungszeiten. 14 Uhr oder kurz danach ist Feierabend... das bedeutet verdammt frühes Aufstehen, will man nicht mit knurrendem Magen in die Vorlesung.

Aber da gibt es auch so ein fortschrittliches Kundenbindungsmittel wie die Mensa-Card. Bargeldloses Zahlen, kürzere Wartezeiten an der Kasse. Und wenn man Glück hat, ist der Speiseplan gar über das Internet abrufbar.

Kann da auch die übergeordnete Institution - unsere FH - mithalten? Fortschritt, wohin man sieht? Nicht immer. Ansätze sind vorhanden, aber leider wird noch allzu oft der Wandel der Zeit verpasst. Auch die FH muss sich der allgemeinen Entwicklung anpassen und sich als Hochschule dienstleistungsorientierter präsentieren. Dies bedingt auch eine stärkere Öffnung nach innen und außen. Besonders letzteres gelingt leider kaum. Entfernt man sich nur wenige Kilometer aus der Heide, erntet man nur Achselzucken, bringt man das Gespräch auf die FH NON.

Dies verbleibt am Ende meines Studiums als einer der elementaren Kritikpunkte. In der Führung scheint man die Öffentlichkeitsarbeit mitunter völlig zu verschlafen. Eine Halbtagsstelle für eine adäquate Darstellung nach außen ist einfach zu wenig. Wie kann es sein, dass in Vergleichen zwischen verschiedenen Hochschulen fast nie die unsere auftaucht? Das währe zweifelsohne auch im Interesse der aktuellen und nicht nur der zukünftigen Studierenden. Damit Personalchefs nicht mehr süffisant bemerken "da kann man auch studieren...!?". Da hilft auch die neugestaltete Internetseite nicht viel. Das Design kann sich durchaus sehen lassen, aber die Funktionalität... hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens darüber. Aufgrund der irritierenden Navigation - das Auffinden der gesuchten Information ist Glückssache - dürfte so mancher Besucher schnell vertrieben sein. Auch die Aktivitäten zur Findung eines "Leitbildes" werden von der großen Masse kaum für voll genommen.

Aber so ist das eben bei uns, man ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Kleine Grabenkämpfe innerhalb der FH bleiben dem interessierten Studenten nicht lange verborgen. Schade, dass es scheint, dass sich viele Bedienstete schon in dieses Schicksal gefügt zu haben scheinen. Potential ist zweifelsohne vorhanden. Wenn alle an einem Strang ziehen würden, sollte weitaus mehr zu erreichen sein.

Da darf man sich auch nicht auf eine Stärke des Standortes verlassen, den die FH zweifelsohne hat, deren Vorteile sie aber ernten kann, ohne sie selbst erarbeitet zu haben. Die Rede ist von der Stadt Lüneburg mit ihrer ausgewogenen Kneipenmischung, netten Cafés und urigen Altstadthäusern. Last but not least wird diese kleine Siedlung an der Illmenau durch das gleichzeitige Vorhandensein einer Universität zu einem Ort mit einer beachtlichen Studentendichte. Das gibt natürlich auch noch Raum für so manche Erstsemester-, Haifisch- oder Vamos!-Party, die ebenfalls einen festen Platz in jedem FH-Rückblick einnehmen.

Monte Miersch