VIP!Brother - Du bist nicht allein

ein Artikel aus der VIP! 26, S.21
Erscheinungsdatum: Juni 2000

 

 

 

 

 

Hossa! Da läuft sie nun also allabendlich, die Show, die wo die deutsche Fernsehnation spaltet. Die einen befinden sich in Zlatkomania, die anderen schütteln nur ungläubig ihren Kopf und wissen schon gar nicht mehr, was sie angesichts immer größerer Kuriositäten, die da über unsere Bildschirme flimmern, denken sollen.

Oder man weiß wie ich nicht so recht, zu welcher Gruppe man sich zählen soll. Big Brother ist der vorläufige Gipfel des Medienirrsinns, im besonderen wenn man die Auswirkung auf einige Kleingeister betrachtet.

Was soll bitte interessant daran sein, ein paar stinknormalen Menschen beim Müsli-Essen und Eier- Kochen zuzuschauen? Aber ich gebe zu, auch ich unterlag meiner Neugier und wurde temporär zum fleißigen Verfolger des Geschehens. Diplomarbeit hin oder her, Sladdi und Jürgen gehörten zur abendlichen Unterhaltung und die Diskussion mit Gleichgesinnten sowieso. Es blieb eine komische Mixtur aus Unterhaltungswert und Zweifel über die Geschehnisse am Rande. War zu Beginn doch eher der Menschen- Zoo selbst Stein des Anstoßes, sollte man sich heuer eher Gedanken über die Auswirkungen im gesamten Lande machen.

Nun gibt es kein zurück mehr. Die Lust auf Überwachung ist entbrannt. Doch wie verhält sich die Situation in Lüneburg? Aufmerksamen Volgershall-Studenten dürfte nicht die Installation zahlreicher Kameras im Fb W- Gebäude entgangen sein (VIP! berichtete bereits in Ausgabe 25). Planen die FH-Oberen etwa schon das lokale Pendant? Die Übertragung der eingefangenen Bilder dürfte problemlos auf die neu angebrachten Großbildschirme am Standort Volgershall übertragen werden.

FH-intern scheint man sich jedoch uneinig zu sein. Unsere ATler streuben sich offenbar gegen das neue Unterhaltungskonzept und bringen aus Protest gegen "FH is watching FH" ihren Flachbildschirm gar nicht erst zum laufen. Egal, bleibt halt den Wirtschaftlern der alltägliche Seelenstrip vorbehalten. Schnell noch den Kaffee im Studi-Shop organisiert und dann gemütlich vor den Monitor gestellt.

Alternativ bleibt ein Platz im neuen, zahlreich bestückten Computersaal. Ebenfalls extra für unser kleines Projekt eingerichtet. Um Studenten bei Laune zu halten, muss schon mal investiert werden.

Die Infrastruktur stimmt. Das kann wohl abschließend festgehalten werden. Aber - und diese Frage steht für die meisten noch im Raum - was in aller Herrgottsnamen bekommen wir eigentlich zu sehen? Wer von uns wird die FH nicht für 100 Tage verlassen dürfen? Wird uns eine interessante Mischung aus Dozenten und Studenten, versehen mit ein, zwei wissenschaftlichen Hilfskräften präsentiert? Das halten die Macher im Hintergrund noch streng geheim.

Spekulationen ist Tür und Tor geöffnet. Insider munkeln, dass unser scheidender W-Dekan neue Aufgaben sucht. Ähnliche Argumente könnten für Prof. Bartram sprechen. Das Duo Sturm/Riebesehl könnte für Akzente sorgen und zu den Lieblingen der zuschauenden Masse aufschwingen. Wie WG-kompatibel ist unsere FH-Präsidentin? Zur weiteren Belebung gehören dann noch der Yuppie-BWler mit lockerem Mundwerk und der introvertierte Infomatiker, an dessen Leiden monatelang ohne Computer auskommen zu müssen, sich ebenfalls eine große Schar erfreuen könnte.

Eigentlich finden sich so viele interessante Charaktere, dass man fast überlegen kann, alle zusammen einzusperren. Statt Gremienwahl gibt es die ultimativen Nominierungs-Events. Wer sich unbeliebt macht, wird Kraft des stimmenden Volkes exmatrikuliert oder an die technische Hochschule für „Extreme Fußnägelkauing“ in Ouagadougou strafversetzt. Dem Sieger hingegen winken 250 000 Credit Points oder die Chance, endlich diesem Unfug zu entfliehen. Ich für meinen Teil, nominier mich auf jeden Fall schon mal selber.

Monte Miersch