"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Fr, 22.11.2002

 

 


Begeistert durch breiten Fussgängerweg

 

 


Die Brücke, die niemals endet

 

 


Nicht wirklich...

 

 


Aber die Aussicht ist zweifelsohne gut

 

 


Schiffe müssen halt drunter passen

 

 


 

 


Nach langem Fussmarsch wartet aber der Hotelpool auf einen

Eine lange Durststrecke endet. Ja komma es hat einige Zeit keinen Tagebucheintrag gegeben. Erstens fehlte etwas die Motivation, zweitens hier und da auch die Zeit (man soll es kaum glauben), drittens ist auch irgendwie nix grossartiges passiert, so dass mir etwas die Ideen fehlen. Bevor ich also die nächsten Tage etwas durch die Gegend toure (Austin, San Francisco) kann ich mir es aber nicht nehmen lassen, zumindest den Versuch eines Updates zu starten.

Ich kann nicht umhin, auch wenn es schon einige Tage zurückliegt, noch einmal an meinen Besuch in Corpus Christi anzuknüpfen. Eine Sache gab es da ja, die hat mich - wie soll ich sagen - mal wieder schwer beeindruckt. Eine Sache, die typisch ist für Amerika. Der wichtigste Strand mitsamt seinen Hotels, der USS Lexington und dem Texas State Aquarium ist vom Stadtkern durch einen feinen, aber auch etwas breiteren Schiffkanal getrennt. Denkt sich der Amerikaner, bauen wir da halt ne Brücke hin. Ist doch kein Thema.

Wühle ich wie üblich in solchen Situationen mal wieder einige Augenblicke in meinem Texas-Führer, so sticht mir schnell die Information ins Auge, in der gehuldigt wird, dass Corpus Christi ja auch ach so schön zu Fuss zu erkunden ist. Vielleicht wurde dieser Text vor Erbauung der besagten Brücke geschrieben. Ich weiss es nicht, aber die Vermutung liegt nahe. Aber dieses Teil ist das fussgänger-unfreundlichste, ja fast -verachtendste was mir in diesem ohnehin stark kraftverzeugs-dominierten Lande untergekommen ist.

Da ich ja nun einmal auf die Nordseite wollte, andererseits andere Überquerungsmöglichkeiten wie z.B. eine Fähre nur sporadisch verkehren (und vermutlich auch nicht gerade als Time Saver gelten), nahm ich "die" Brücke also in Angriff. Ganz nach der schicken texanischen Brücken- und Strassen-Architektur war der hässliche graue Klotz natürlich weithin sichtbar. Zweifelsohne war auch erkennbar, dass die Brücke nicht etwa an einem Ufer begann und an dem anderen endete, nein, sie war ... sagen wir mal.... dezent länger. Begründen wir dies einfach mal mit der Tatsache, dass es sich wenigstens um einen Kanal handelte, der da überquert werden wollte und die Schiffe, die ihren Weg suchten, durch durchaus beachtliche Ausmasse annahmen.

Der Strassenverlauf sollte also in etwas grösserer Höhe verlaufen, muss der Architekt halt etwas mehr Anlauf bei der Brücke nehmen und sie in entsprechender Länge einmal durch die halbe Stadt ziehen. Denkt sich Monte, es kann ja wohl nicht sein, dass ich zum Fusse der Brücke, der ausser Sichtweite des Ufers liegt, zurücklaufen muss, um diese zu erklimmen. Bestimmt gibt es da einen handlichen Aufstieg direkt in Ufernähe. Mit so ein paar Treppenstufen. Vielleicht sogar ein Aufzug für Mitbürger mit körperlichen Einschränkungen? Nix! Natürlich nicht! Einmal schön die ganze Brücke passieren.

Der Fussweg, der mich dort erwartete, glich einem Witz und war offenbar auch nicht wirklich als solcher vorgesehen. Zunächst glaube ich, hat mich die Überquerung eine geschmeidige Dreiviertelstunde gekostet. Der Weg war so schmal, dass ich noch so bei mir dachte, wie eigentlich Fahrradfahrer auf die andere Seite kommen sollen. Auf halbem Weg kam mir dann auch ein Typ entgegen, so dass ich kurz überlegte, wer sich denn jetzt mal kurz von der Brücke hangeln sollte, um diese kritische Situation zu meistern. Zwei Personen nebeneinander? Hier? No way!

Mal ganz davon ab, dass man sich sich anderswo besser fühlt, als wenn ständig Trucks in überhöhter Geschwindigkeit in geringer Entfernung an einem vorbeirasen. So hat's mir dann auch erst einmal, kein Witz, zu Beginn durch den Fahrtwind fast den Backpack vom Rücken gerissen. Ja, doch, ein echtes Erlebnis, dieses Bauwerk.

Auf dem Rückweg machte ich dann gar noch den Fehler, auf die andere Seite zu wechseln und sich mich nach Überquerung damit konfrontiert, wie ich denn bitte schön die 8-spurige Strasse überquere solle. Übergang? Nope! Unterführung? Mmmh nööö! Hubschrauber-Verleih? Weniger!

Ach ja, Amerika und sein Strassenverkehr. Ein Geheimnis für sich. Und um diesen zu erkunden, ist man in Houston, dessen Verkehrssituatiuon gerne mit der Tokyos verglichen wird, genau richtig. Das mag schon drollig genug sein, wenn man im Auto unterwegs ist. Da wird gehupt, dass es eine wahre Pracht ist, andere vollbringen die wunderlichsten Fahrmanöver und von dem Wort Rücksicht weiss man nicht, wie man es schreibt. Reissverschluss-Verfahren sind sowieso schon mal verpönt. Wer nicht fährt, verliert. So lautet die einfache, durch ihre Simplizität bezaubernde Regel.

König von allem wird man aber nur als Fussgänger. Nur dann ist der volle Spass garantiert. Ich gehe regelmässig abends noch mal kurz raus, nur um einfach mal kurz den Boulevard zu überqueren. Einfach zu geniessen, wie die Autos wie Zugvögel an einem vorbeiziehen. Pick-Ups, die charismatisch hupen, nur mal so. Mal zeigen, dass man noch da ist. Und am Horizont verschwinden sie, wie die gerade untergehende Sonne. Schön.

Nehmen wir einmal an, wir haben gerade nicht soviel Betrieb auf der zu überquerenden Strasse. Kalkulieren wir mal mit drei Spuren, was natürlich deutlich unter dem Schnitt liegt. Nur mal theoretisch, zum Spass. Nehmen wir weiter an, ein menschliches Individuum, dass wir M. nennen, nimmt sich der Aufgabe an, diese zu überqueren. Nun ist es ganz wichtig, dass wenn ein kleines Auto auf der rechten Spur herannaht (kleine Autos gibt es hier natürlich nicht, es wirkt nur klein, weil es einfach noch ausreichend weit entfernt ist), und M. die Strasse schon fast vollständig überquert hat und sich somit nur noch auf der linken Spur befindet, dass der Dirigent des besagten Kraftfahrzeugs wie ein besemmelter anfängt zu hupen.

Warum? Weiss man nicht. Könnte einfach ein angeborenes Sicherheitsdenken sein. Testen, ob die Hupe noch funktioniert. Oder es ist so eine Art Balzritual. Mit der Hupe sollen andere Autos angelockt werden. Inwieweit das markenspezifisch ist, habe ich nicht näher untersucht. Ich setz mich vielleicht mal, mit einem Campingstuhl raus, um das näher zu betrachten. Dann dazu mehr.

Die Erfüllung schlechthin findet der gemeine Fussgänger an einem Zebrastreifen. Ja, auch die gibt es hier. Der Moment, an dem man sich denkt, nein, das ist nicht die Welt des Fussgängers. Autos stoppen nicht. Sie fahren. Der Gedanke ist nicht dumm, wurden sie doch dafür erbaut. Aber warum die Zebrastreifen? Meine Theorie ist, dass es sich einfach um Gedenkstätten für die vielen, dahingeschiedenen, schwarz-weiss gestreiften Paarhufer handelt. Aber wissen? Nein, wissen tue ich das nicht. Kritiker können schnell kommen und fragen, ja warum sind dann die Verkehrslichter nicht aus Elfenbein? Warum sind nicht wenigstens einige Strassenabschnitte mit dem Muster der Giraffe versehen?

Es würde nicht wirklich Sinn machen. Aber es würde nett aussehen.

Monte Miersch

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