"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Sa, 09.11.2002

 

 


 

 


 

 


 

 


Die Niña in Nahaufnahme

 

 


 

 


Gegensätze: Vorne die beiden anderen Nussschalen von Columbus, dahinter die USS Lexington

Langsam wird die Zeit knapp. Noch stehen viele Reiseziele auf dem Wunschzettel, die finalen Prüfungen beginnen in einem Monat, das Ende meines Aufenthalts in Houston ist de facto gar nicht mehr so fern. Allerhöchste Zeit also wieder was von der amerikanischen Welt zu sehen.

Mein ursprüngliches Ziel für dieses Wochenende, New Orleans, musste zunächst verworfen werden. So kurzfristig konnte ich kein Plätzchen zum Schlafen zu einem vernünftigen Tarif ergattern. Da der Wetterbericht Temperaturen bis zu 30 Grad versprach, dachte ich mir, es könnte auch eine gute Idee sein, einen der südlichsten Flecken der USA aufzusuchen - Corpus Christi! Soviel sei gesagt, die Entscheidung war goldrichtig!

War im Wetter-Forecast noch von bewölktem Himmel die Rede, sah ich mich nach fünf-stündiger Hinfahrt mit etwas anderem konfrontiert - strahlend Sonnenschein, Wolken Fehlanzeige. Traumhaft! Auf jeden Fall ist dieses Örtchen eine Reise wert. Einschränkend muss aber vermutlich sagen, dass ein Besuch hier sehr wetterabhängig ist. Wenn einmal der Sommer weg ist, dürfte es nicht viel zu tun und zu sehen geben. Darüber musste ich mir ja nun beileibe keine allzu grossen Gedanken machen.

Nach kurzer Erkundung Downtowns wurde zunächst ein kleiner Fischerhafen in unmittelbarer Nähe begutachtet. Sehr nett! An einem Steg ist die Nina befestigt, ein originalgetreuer Nachbau eines der Schiffe aus Christoph Columbus, die anlässlich des Jubiläums der Entdeckung Amerikas von Spanien aus über den Teich geschippert sind und anschliessend in den Besitz der Stadt Corpus Christi übergeben wurden. Dummerweise hat man da aber nicht so ganz aufgepasst und so wurden die drei Repliken erheblich beschädigt. Die beiden anderen Schiffe, die Santa Maria und die Pinta, liegen daher "nur noch" im Trockendock. Aus Zeitgründen habe ich auf einen Besuch des betreffenden Museums jedoch verzichtet.

Nach längerem Fussmarsch (darüber berichte ich an anderer Stelle noch) erreichte ich das Stückchen Land, auf dem sowohl mein Hotel, als auch der Hauptstrand und zwei der wichtigsten Attraktionen der Stadt gelegen sind. Mein Reiseführer erzählte zwar irgendwas von "man kann alles gut zu Fuss erreichen", dem konnte ich allerdings nur bedingt zustimmen. Für amerikanische(!) Verhältnisse mag was dran sein.

Mit Freude durfte ich feststellen, dass sich das Hotel meiner Wahl direkt am Strand befand. Das tröstete dann auch über die katastrophale Serviceleistung hinweg. An der Stelle muss ich mal wieder betonen, dass meine These, die ich vor Einreise in die USA aufgestellt hatte, dass man Dienstleistung hier noch lebt, schlichtweg falsch ist. Zumindest in Texas. Man trifft auf freundliche Leute, man trifft auf unfreundliche Leute. Servicemässig nicht anders als im dafür immer wieder gescholtenen Deutschland.

Warum war nun mein Choice Hotel vom Service her nicht 1.Wahl? (blödes Wortspiel) Gut, es lag jetzt weniger am Hotel selber - obwohl die Truller mich beim Check-Out auch mit solch einem Enthusiasmus gefragt hat, ob ich denn zufrieden gewesen wäre, da hätte sie es auch gleich lassen können - sondern vielmehr an den Hoschis im Call Center. Da ich als Inhaber der Student Advantage Karte mit der Goldkante 15% Rabatt auf Buchungen in Choice Hotels bekomme, habe ich mich dort mal auf der Webseite umgeschaut. Als ich ein mir dort genehmes Domizil entdeckte, bemerkte ich den Hinweis, dass man 20% Nachlass erhalten kann, jedoch nur wenn man nicht online, sondern telefonisch bucht.

Ja denn. Griff zum Telefonhörer. Kostenfreie Nummer gewählt. Nach einigen Minuten in der Warteschleife geht ein Fredl dran. Ich erläuter ihm, was ich will. Dann will hingegen Fredl eine Nummer von mir. Denke ich mir, ja gut, dann will er wohl die Nummer auf meiner Student Advantage Card hören. Dem war offenbar nicht so, nach Vorlesen meiner Kartennummer, sagt Fredl "Nee, Du, das ist falsch" ... und legt umgehend auf!!!

Das muss im Hotel-Business hier wohl so üblich sein. Ich entsinne mich, dass ich im August beim Hilton angerufen habe, weil ich meine Übernachtung nicht in Anspruch nehmen konnte. Im ersten Anlauf konnte man mir nicht weiterhelfen, im zweiten versprach man, einen Kollegen zu holen, der etwas dazu sagen kann, bevor man dann kommentarlos die Telefonverbindung zu mir getrennt hat.

Ringend um Fassung, so schnell gibt man ja nicht auf, wählte ich die angepriesene Telefonnummer erneut. Diesmal kam ich weiter. Etwas zumindest. Auch die Miss, die ich diesmal am anderen Ende der Leitung hat, wies mich auf die Unkorrektheit meiner "Nummer" hin. Entgegen ihrem Kollegen wurde wenigstens nicht aufgelegt. Ich erfuhr, dass sie eine 8-stellige Zahl von mir hören wollte, auf meine tollen Karte aber deren 16 Ziffern vorhanden waren und sind. Mmh, vielleicht ein Teil davon? Oder die Quersumme? Das Mädel hatte jedenfalls keine Ahnung, wo ich die herbekommen sollte und ich könnte ja mal bei dem Herausgeber der Karte anrufen. Sie könnt mir halt nur den normalen Tarif geben.

Schön. Diesmal gleichzeitiges Auflegen. Immerhin! Student Advantage anrufen. Tut, tut, tut. Leider ausserhalb der Geschäftszeit... gnaaa. Egal, denke ich mir, dann buch ich eben für 15% online. Beim Neuladen der Seite entdecke ich eine 8-stellige Nummer, die ausschliesslich auf der Startseite und damit sozusagen vor dem Login und jeglicher Reservierungsanfrage angezeigt wird. Bingo!

Tüdelüdelü, dritter Anruf bei Choice Hotels. Korrekte Nummer. Ja, prima, will ich buchen. Dann nennt mir die Frau einen Preis, der mir irgendwie bekannt vorkam. Kein Wunder, er war identisch mit dem Online-Preis! Natürlich hakte ich nach. Antwort: Nee, da bekäm ich nur 15% Nachlass. Aber die 20%...? Das heisst, dass es BIS zu 20% Rabatt geben KÖNNTE. Hier wurd's mir dann zu blöd. Auf der Webpage steht nix von "bis", da steht, man bekommt 20%. Ohne wenn und aber. Egal, sowieso wieder genug Zeit verschwendet.

Schwenken wir also nun zum Prozedere des Eincheckens im Hotel. "Hallo, ich hab da ein Zimmer vorbestellt." "Hä, hihi, Moment, da muss ich erstmal nachfragen, ich hab heute meinen ersten Tag". "Ja, ich bin heute auch das erste mal hier, haben wir ja was gemeinsam." Flugs eilt also die Kollegin herbei. Wieviel Räume ich denn vorbestellt hätte? Hallo? Wieviele Personen siehst Du vor Dir? Einen natürlich... Ob ich mir sicher wär. Ja, ich war mir sicher. "Standard oder Suite?" "Seh ich aus wie Krösus? Standard..." "Ja also hier im Computer steht, dass 1 Standardzimmer und 2 Suiten auf ihren Namen reserviert sind..."

Die haben es drauf! Ein-wand-frei!

Man war so gnädig, die Suiten zu stornieren. Die Aktion tat jedenfalls der guten Laune keinen Abbruch (eher im Gegenteil, war eigentlich extrem belustigend) und so liess ich den Tag mit ein paar gediegenen Runden im Hotel-Pool ausklingen.

Monte Miersch

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