"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Di, 27.8.2002

 

 


Der grosse Tag der Einschulung -
Pelikan statt Geha in meiner Tüte

 

 


Stolz wie Oskar! Aber der Alte da soll seine Flosse von meinem Kopf nehmen!! Wer ist das überhaupt!?

 

 


Ernest ist müde

"Jetzt geht's los..." skandieren sie üblicherweise auf den weiten Rängen des Niedersachsenstadions, wenn das 1:0 gefallen ist. Gut, augenblicklich ist das wohl ein eher schlechtes Beispiel, aber dafür geht es ja in Houston los.

Gestern - Mein erster Schultag. Die Tage des Gammelns endlich vorbei? Ja, da spielte schon so ein bisschen Hoffnung mit bei mir. Die vergangene Woche ging ja hier auf dem Campus nicht viel, um nicht zu sagen gar nichts. Alles geschlossen, keiner da. Und dann der gestrige Tag. Montag, der 27.August. Kaum hatte ich mich erhoben, um mein 6 1/2 -stündiges Vorlesungs-Mammutprogramm in Angriff zu nehmen, stellte ich erstaunt fest - da sind sie alle. Ein Gewusel sondersgleichen, überall auf dem Campus. Mit meiner Schultüte kämpfte ich mich hindurch. Endlich voller Menschen. Ringkämpfe in den Schlangen vor den Essensausgaben. Verteilen von gratis Wasser und Eis durch die Bediensteten. Es ist Sommer! Und DAS sieht man allerorts auch.

Da trat auch erst mal ein erneuter Besuch aus der Cockroach Family in den Hintergrund. Von Bob hatte ich seit einigen Tagen (Monte berichtete) nichts mehr gehört, dafür stattete mir aber sein Schwippschwager Ernest einen Besuch ab. Diese Krabbeldinger sind ja verdammt schnell und auch nicht gerade mit Blödheit geschlagen, sich immer gerade da aufzuhalten, wo man anschliessend keinen Kakerlakenfleck haben möchte. Ernest hatte es aber letzten Endes nicht so gut wie Bob und ziert jetzt die Ablage M.

Pünktlich 11am finde ich mich in PGH200 ein, mein erster Kurs. Aufregung. "Advanced Topics in Distributed Computing". Ja denn. Direkt nach mir betritt ein relativ junger Inder mit Pferdeschwanz den Raum. Der vermeintliche Kommilitone entpuppt sich als Redner für die nächsten zwei Stunden. Klang superinteressant das ganze, lockere Vorlesungsführung, verständliches Englisch. Aaaaaber, es wurde noch mal konkret darauf hingewiesen, dass der Kurs vornehmlich für PhD-Studenten sei und ein dementsprechendes Niveau aufweise. Die geforderten Leistungen für das Semester liessen dann meine Stimmung auch stetig wieder absacken.

"Topology discovery by active probing", "Predicting the Performance of Wide Area Data Transfers", "End-to-End Available Bandwidth: Measurement Methodology, Dynamics, and Relation with TCP Throughput" …um mal nur einige der Themen des Kurses zu nennen, versprechen zwar mitunter durchaus interessanten Stoff, gleichzeitig aber auch einiges an Stress. Ganz besonders, wenn der Grossteil des Semesters damit bestritten wird, dass die teilnehmenden Studenten die Vorlesung durch eigene Präsentationen bestreiten. Viele sassen nicht im Raum. Was das bedeutet, kann man sich schnell an ein paar Fingern abzählen. Meine erste einstündige Präsi ist damit vss. in zwei Wochen. Dazu gibt's natürlich zwischendurch kleine Quizzes, zwei Prüfungen (auch mündlich) und eine schöne fette Programmieraufgabe.

Okay, ist ja auch ein PhD-Kurs, das geht bestimmt nicht so weiter. Weit gefehlt. Mit leerem Magen ging es nonstop in die nächste Vorlesung "Grid Computing". Die eigentliche Dozentin der Veranstaltung hatte einen fortgeschrittenen Master-Studenten als Vasallen vorgeschickt, der uns eine Einführung in das Thema gab. Die Professorin selbst ward nicht gesehen (für Lüneburger: hier lag also so etwas wie das Knöll-Syndrom vor). Vom sehen kannte ich den Vortragenden schon aus dem "international orientation program". Super-schnell sprechend, dabei mit dem typischen indischen Akzent. Verständlichkeit: knapp über null. Was ich verstanden habe: Arbeit! Und wir sollen mal fix unsere Kenntnisse in C++ und UNIX wieder auffrischen, die brauchen wir. Dann noch was von "latest research" und "expect imperfection". Ja, erwarte das auch von mir.

Immer noch nichts zu essen. Wieder ohne Pause in die nächste Runde. "Internet Computing". Endlich gediegene Unterhaltung. In der ersten Vorlesung gab es einen leichten HTML-Aufgalopp. Auch der Rest des Semesters ist, wenngleich auch nicht wenig, für Otto-Normal-Informatiker bewältigbar. Der Dozent, aktueller Chef des Departments, zwar leise, aber verständlich. Merke: Das nächste mal weiter nach vorne setzen. Beeindruckt hat mich übrigens die Ausstattung. Multimedialabore vom feinsten. Zwei Beamer für maximal 40 Studenten, nach Lust und Laune durch den Dozenten ansteuerbar. Jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz, an dem auch Nachrichten des Dozenten erscheinen, wie z.B. "Eyes to the front, please" oder "Hello, you are late". Das gefällt!

Letzte Runde für heute: "Program Analysis and Testing". War zu kurz, um es wirklich beurteilen zu können, scheint aber okay zu sein.

So, und nun überlege ich, ob ich meine schöne 2-Tage-Woche aufgebe. Im Klartext: Wechsel aus dem PhD-Kurs in eine andere Netzwerk-Klasse, die dann leider an zwei bisher freien Tagen zelebriert wird. Nun aber genug des uninteressanten Fachgeblubbers. Wen's näher interessiert, findet demnächst vermutlich auch unter dem Menü "Studies" mehr. Das nächste mal dann also wieder mehr von dem Rest der Houston-Welt. Who say's the sky's the limit!

Monte Miersch

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