"How-to" Rocking Houston

Notizen eines USA-Novizen
Mo, 19.8.2002

 

 


Ein Bruder von Bob

 

 


Der Ort des Grauens (verzeiht die Theatralik... ich liebe das)

 

 


No more Astra

Heute habe ich eine besonders lustige Nacht hinter mir. Irgendwann zwischen 4 und 5 wurde ich aus meinem gerade gefundenen Schlaf gerissen, als ein Riesenvieh von Kakerlake über meine Hand lief. Da ich angesichts der Grösse und meiner Kakerlaken-Unerfahrenheit nicht wusste, wie ich das Ding tot bekommen sollte, verwies ich es höflich des Hauses. Bisher war mir von Insekten der Grösse bisher nur bekannt, dass sie viel zu fett sind, irgendwo hochzuklettern. Eine Kakerlake scheint an sich aber ziemlich fit zu sein und auch meine lief daher freudig wie ein junger Gott die Wände hinauf und zögerte damit sein Einfangen etwas hinaus.

Auch wenn ich den Besuch positiv werten sollte - schliesslich musste ich mir in meinem englischen Studentenzimmer viele Namen merken, wenn ich jedem Untermieter, um eine persönliche Atmosphäre zu schaffen, einen solchen geben wollte - so die richtige Freude kam nicht auf. Und wer sagt mir, dass nicht auch Bob noch seine Brüder holt? Nein, irgendwie waren mir die Silberfische anno 1998 im englischen Wolverhampton doch lieber. Es dauerte Ewigkeiten, bis ich nach dieser nächtlichen Überraschungsparty wieder in so etwas wie eine Schlafphase eintrat.

Nun müsst Ihr wissen, dass ein jedes Badezimmer mit jeweils zwei Studentenräumen verbunden ist. Jede der beiden Badezimmertüren wiederum geht nicht bis zum Boden, sondern hat am Fusse einen mehreren Zentimeter hohen Spalt.

Wir erkennen sofort: das hat enorme Vorteile. Erstens: Problemloser Transfer diversen Krabbelkrams zwischen den Zimmern. Man denke da also nur an so possierliche Sechsbeiner wie den oben beschriebenen. Zweitens: Man weiss, WANN der Zimmernachbar aufsteht und drittens auch OB und WANN er eine schwache Blase aufweist.

Womit wir auch schon voll beim Thema Nachtruhe wären. Ich habe jetzt, so keimt in mir der untrügliche Verdacht, einen Zimmernachbar. Immer noch um Schlaf ringend, Alarmstimmung nebenan. Dank der genialen Toilettenspalte Lichtspot in mein Zimmer. Nein danke, ich wollt's eigentlich noch dunkel haben... dann scheint es, als spüle sich der Riese Timpetu den Mund. Nein doch nicht, war nur jemand auf Toilette.

Und weil mein Zimmernachbar auf Zeit scheinbar gleich seine ganze drölfköpfige Familie zum Einzug mitgebracht hat und alle vorher viel Flüssigkeit zu sich genommen haben, geht der Spass in mehrere Runden. Es ist halb 9 morgens. Und ich bin müde.

Stimmengewirr. Als Laie identifiziere ich dies mal als hochchinesisch. Sofort male ich mir die Höchststrafe aus. Perfekte Bedingungen, um die nächsten Monate mein Englisch zu verbessern. Ausserdem sind Chinesen ja gemeinhin für ihre ausgeprägte Partykultur bekannt. Und natürlich dafür, dass sie grosse Familien haben, deren Mitglieder alle am frühen Morgen dringende Bedürfnisse haben oder zumindest einfach nur mal aus Spass die Klospülung betätigen wollen. Könnt ja sein, dass sie nicht funktioniert. Darf ich jetzt weiterschlafen?

Irgendwann hat dann auch dieser Überfall ein Ende. Das Licht im Bad brennt natürlich trotzdem noch, auch wenn der Trupp von nebenan schon lange das Weite gesucht hat. Es ist jetzt mittags und meine Vorhaben für diesen Tag müssen notgedrungen zusammengestrichen werden. DAS meinte Garfield also damit, als vom Hass auf Montage die Rede war. So ein paar Behördengänge habe ich dann doch noch auf die Reihe bekommen. Zunächst natürlich einmal das Beantragen meiner CougarOne-Card. Ohne die ist man hier gar nichts. Quasi wie ein Hamburger ohne Astra (mein mitgebrachtes ist übrigens schon lange alle, wen wundert's, aber dafür haben die hier so tolle Bud-Familiendosen...). Wie bereits erwähnt, komme ich ohne die abends nicht mehr aufs Gelände (die Karte mein ich, nicht die Dosen!). Dieser Zustand wird auch noch weiter Bestand haben - die Anfertigung der Karte dauert bis Ende der Woche. Hey, jippi, heyho.

Die gute Nachricht des Tages: Als erfahrener Jäger vom alten Schlage konnte ich mir heute erfolgreich ein Telefonapparat schiessen.

Fortsetzung folgt. Aber wem sag ich das.

Monte Miersch

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